Arno darüber, warum Friseure zur Herausforderung werden.
Ich muss sagen: Meine Frau beeindruckt mich wirklich immer wieder aufs Neue. Und ich meine jetzt nicht ihre beeindruckende Schlagfertigkeit oder ihr unglaubliches Talent, mich nur mit einem einzigen Blick zum Schweigen zu bekommen – eine Fähigkeit, für die sie meine Kollegen übrigens bis heute beneiden – nein, ich rede davon, wie sie sich nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Das Ganze wurde jetzt wieder bestätigt, als ich sie letztens bei einem Friseur abgeholt habe. Zumindest stand auch auf dem Aufsteller vor dem Geschäft: "Friseur". Hätte ich den Laden zuerst von innen gesehen, wäre mir das Wort wahrscheinlich nicht so schnell eingefallen. Eher sowas wie: schickes Kaffeehaus vielleicht. Luxuriöser Massage-Salon? Womöglich. Moderner Nageldesigner? Kann sein. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, das einzugrenzen. Hier gab es einfach alles. Schminken, Maniküre, Pediküre, Waxing, Solarium sogar eine eigene Raucher-Lounge gab es hier beim Friseur – ein unfassbares Angebot an diversen Zusatzleistungen – und so ein Gewusel, dass mir sogar schon vom Zuschauen richtig schwindelig wurde. Typisch hip, typisch Berlin halt. Und meine Frau? Die ist einfach die Ruhe in Person. Keine Ahnung wie sie das nur macht.
Oder gewöhnt man sich einfach daran? Ist das jetzt normal? Zusatzleistungen, bis der Kunde vergisst was er will und in schierer Panik das komplette Angebot abarbeitet? Ich meine, ja – Bargeld an der Supermarkt-Kasse abheben – kennt man. Handy per USB im Bus laden – funktioniert in Berlin auch. Aber ich habe noch von Keinem gehört, dass er bei seinem Friseur aus mindestens sieben Sorten original-kolumbianischen Kaffees wählen möchte. Kleiner Tipp von meiner Seite: Es sind nur dann ZUSATZleistungen, wenn noch eine Leistung auszumachen ist, die den Zusatz erhält. Aber gut, solange meine Frau den Durchblick hat, ist ja auch alles in Ordnung. Und hey – wo doch sie schonmal beim Friseur ist, kann sie auch gerne was mitbringen. Milch ist alle.